Der letzte Tag in der Natur, morgen geht es zurück nach Calgary. :(
Heute haben wir uns nochmal so richtig durchpusten lassen. Am Vormittag waren wir zur Tierbeobachtung an einem sehr schön gelegenen Bergsee, der auf dem Gebiet von Alberta, British Columbia und Montana liegt. Am Nachmittag haben wir den "Hausberg" von Waterton bestiegen (Bear's Hump, 1.778 m hoch, vielleicht auch ein paar Meter höher oder niedriger, so genau nimmt das hier niemand und auf jeder Karte sind die Höhenangaben anders), von dem wir fast runtergeblasen wurden. Zur Belohnung haben wir uns im Ort eine Kugel Eis gegönnt. Ja, eine für uns beide zusammen. Für 3,75 Dollar haben wir eine riiiiiiiiiesige Kugel bekommen. Da ist der auf den ersten Blick unverschämt hohe Preis auch gerechtfertigt. Wahrscheinlich müssen wir am Flughafen für Übergewicht bezahlen, denn in unserer Lodge hatte dann nach dem reichlichen Abendbrot noch ein großer hausgemachter Schokovollkorncookie Platz. ;)

Irgendwas machen wir dieses Jahr falsch: da ist es mal nicht kalt und fast trocken und dann stürmt es wie verrückt und wir können auf keinen Berg, weil wir sonst runtergeweht werden, seufz... Jedenfalls sind wir seit gestern im Waterton Lakes National Park, "where the mountains meet the prairie". Wir wandeln auf den Spuren der First Nations und können uns an der Farbenpracht des kanadischen Herbstes kaum sattsehen. Apropos satt: wir waren heute früh wieder mal richtig frühstücken, da wir Gutscheine bekommen haben. Lecker war's und reichlich. :)
Den heutigen Tag haben wir gerade gemütlich auf einer Hollywoodschaukel aus Wurzelwerk ausklingen lassen - Pappppppps, wär das nicht was für den Garten?

Ich habe mich übrigens geirrt (ja, auch das kommt vor!) - wir mussten die Uhren gar nicht um noch eine Stunde zurückdrehen. Die Zeitzonengrenze ist noch ein Stück weiter westlich. Uns ist's recht, da fällt der Jetlag nächste Woche vielleicht etwas weniger schlimm aus...

Ein weiteres Lebenszeichen, diesmal von der "warmen Seite der Rocky Mountains", bevor es morgen nochmal für drei Tage in die reine Natur geht. Die letzten Tage waren toll und ereignisreich, wir haben in der schönsten Unterkunft des Urlaubs genächtigt (im Wald, am Fluss, direkt unter einer unglaublichen Bahnstrecke, Pappppps!! :) mit leckerstem Frühstück, vielen Tierbeobachtungen, ...) und der Winter hat sich auch wieder verzogen. Für den Rest des Urlaubs rechnen wir sogar nochmal mit kurze-Hosen-Wetter. Aber jetzt frühstücken wir erstmal amerikanisch (Kaffee und Muffin) und anschließend fahren wir in einen weiteren Nationalpark, der unmittelbar vor der Haustür liegt.

Unser Urlaubswetter spielt dieses Jahr nicht so richtig mit. Aber wer kann schon von sich behaupten, mitten im September locker 5 Zentimeter Neuschnee zu haben? Trotzdem: ein bisschen weniger arschkalt und ein bisschen mehr Sonne wäre nicht verkehrt. Wir machen das Beste draus und unternehmen so viel wie möglich. Heute z.B. ein Spaziergang im Schneetreiben am Maligne Lake, gestern ein Besuch an den heißen Quellen von Miette, klar, auch bei Schnee. Gleich bummeln wir noch ein bisschen durch Jasper, bevor es morgen über die Zeitzonengrenze nach BC geht.

... und erwähnte ich bereits, dass wir unter die Naturburschen gegangen sind? Wir kaufen unser Wasser hier jetzt nicht mehr im Supermarkt, sondern holen es direkt aus dem Fluss. Und es schmeckt richtig gut!

Nachdem wir gestern schon von Einheimischen wiedererkannt und gegrüßt wurden, reisten wir heute in unsere nächste Unterkunft. Aber nach zwei Nächten in einer rustikalen Lodge abseits der Zivilisation und nachdem es gestern kräftig geschneit hatte (heute früh: 2 Grad und vereiste Wanderwege), war es sowieso Zeit für einen Ortswechsel. Und so fuhren wir heute zum 2. Mal eine der schönsten und beeindruckendsten Straßen der Welt entlang nach Jasper. Ja, so eine lange Autofahrt kann glücklich machen, wenn die Sonne scheint und hinter jeder Kurve ein neues Postkartenpanorama auftaucht. Wasserfälle, türkisblaue Seen und Gletscher haben wir besichtigt. Am Abend sind wir in unserer Bleibe für die nächsten Tage angekommen und gleich gehen wir in einer gemütlichen Holzhütte am Waldrand schlafen. Und wenn ein Bär durchs Fenster schaut, wird er zwei zufrieden aussehende Urlauber sehen. :)

Oder ist es doch der lange Flug, der uns in den Knochen steckt? Oder die viele frische (im Sinne von kalt) Luft? Oder die viele Bewegung trotz Regens? Oder vielleicht das reichliche Essen? Man weiß es nicht. :)
Wir sind schon am ersten Urlaubstag total kanadisch: wir halten minutenlangen Smalltalk mit fremden Menschen, die uns unterwegs begegnen, bleiben nicht mitten auf dem Highway stehen, bloß weil ein Wapiti am Straßenrand grast (naja, aber für eine ganze Herde sind wir dann doch ausgestiegen, um zu gucken) und besitzen mittlerweile eine Bonuskarte des hiesigen Supermarktes, mit dem wir locker die Hälfte beim Einkauf sparen - was uns prompt dazu verführt hat, zwei riesige Pizzas zum Preis von einer zu kaufen und dann auch noch zu essen, was wiederum wohl der Grund ist, warum ich jetzt völlig groggy im Bett liege.
Hier aber noch schnell ein paar Gründe, wieso ich nicht auswandere: die Duschen in diesem sonst so fortschrittlichen Land sind ein einziger Witz. Der Kaffee ist zu dünn. Das ständige Nettsein hält doch auf Dauer keiner aus.

Ja, es ist wieder diese Zeit des Jahres. ;) Morgen geht's los nach Kanada. Zweieinhalb Wochen Rocky Mountains liegen vor uns und wir freuen uns schon sehr, auch wenn die Wetteraussichten eher Winter vermuten lassen. Diesmal wollen wir nicht so viel fahren, unsere geplante Route umfasst daher nur ein kleines Gebiet - stattdessen wollen wir richtig in die Natur eintauchen, wandern, entspannen, Beeren sammeln statt vor Bären flüchten und wir erwarten nicht weniger als die perfekte Postkartenidylle. Der Rückflug ist gebucht, wir werden also wiederkommen.